Der Hochschuldidaktische Impuls:
Die 'Bierdeckel-Didaktik'
Wie bringt man Studierende dazu, nicht einfach nur - für die nächste Klausur ... - zu lernen sondern, für das Lehramt besonders wichtig, eine selbstreflexiv verantwortliche, autonome, professionelle Persönlichkeit zu entwickeln? Ich erinnerte mich an die wunderbaren Vorlesungen von Ernest Jouhy an der Uni Frankfurt, die, um 18 Uhr endend, regelmäßig in der Kneipe um die Ecke bei Bier und gebackenem Feta (...) nachgearbeitet wurden. Auch wenn die Reflexivität dieser Diskurse durch den parallelen Genuß am späteren Abend etwas getrübt war, so waren das immer mindestens 4 - 5 h intensiver Diskussion, die ein wirklich tiefes Verständnis für die erarbeiteten Zusammenhänge entstehen ließ.
Eingedenk dieser Erfahrung ging ich in meinen letzten Jahren an der Uni dazu über, als Alternative zu den üblichen für eine erfolgreiche Teilnahme geforderten Studienleistungen am Ende des Semesters auch einen Stapel Bierdeckel zu akzeptieren, auf denen die Daten, die besprochenen Themen und die Teilnehmer*innen solcher Kneipenrunden vermerkt waren. Es waren wenige, die diese Chance ergriffen, Die das aber taten meldeten fast alle zurück, dass sie die Wahl für diesen Leistungsbeleg ursprünglich mit der Tendenz zu einer 'leichteren' Arbeit verbanden, dann aber über die Intensität und Dauer dieser Gespräche erstaunt waren und im Nachhinein feststellten, dass sie sich selten so intensiv mit einem Inhalt auseinandergesetzt hätten.
Insofern ist diese Anregung hier absolut kein Spaß sondern eine ernsthafte Anregung für eine fruchtbare Form auch unter den heutigen Studien-bedingungen autonomes Studieren zu fördern, in dem man Raum für universitäre Diskurse schafft bzw, anregt.
Eine Erweiterung dieses Konzepts stellte die Nutzung dieser Aufgabe durch einen Studierenden dar, der nicht seine Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe dokumentierte sondern, nach jeder Veranstaltung mit anderen Menschen unterschiedlichen Alters und Berufs zum jeweiligen Vorlesungsthema sprach um so mehrere Perspektiven zu den erarbeiteten Inhalten zu erhalten.